Peter Bofinger im Wirtschaftsdienst: „Hartz IV: Die Lösung für die Probleme in der Währungsunion?“
19.06.2017Taugen die Hartz-IV-Reformen als Musterbeispiel für andere Länder? In einem Beitrag für den „Wirtschaftsdienst“ warnt Professor Peter Bofinger vor dieser Sichtweise. Er kritisiert eine stark vereinfachte Analyse der Arbeitsmarktreformen in Wissenschaft und öffentlicher Diskussion: Die hohe Arbeitslosigkeit Anfang der 2000er sei weniger den institutionellen Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt als vielmehr den damals noch andauernden Auswirkungen der Wiedervereinigung geschuldet gewesen. Zum Abbau der Arbeitslosigkeit habe außerdem vor allem die Lohnzurückhaltung der Gewerkschaften beigetragen, die schon vor den Reformen einsetzte. Die Lohnmoderation sei innerhalb der Währungsunion aber keine adäquate Forderung an andere Länder: Sie sei letztendlich ein Nullsummenspiel, das sich für Deutschland auch nur solange ausgezahlt habe, wie in anderen Ländern keine Lohnkostensenkung durchgesetzt wird. Der Beitrag ist auch im Blog „Wirtschaftswunder“ abrufbar.