Die Zukunft der Rente zwischen Demographie und Armutsrisiko (Fritz Thyssen Stiftung)
Eine dynamische Gleichgewichtsanalyse mit differentieller Sterblichkeit und heterogenen Haushalten (mit F. Kindermann)
Steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenraten bedrohen zunehmend die Finanzierung des umlagefinanzierten Rentensystems in Deutschland. Die Politik hat deshalb Reformen eingeleitet, welche mittelfristig das Rentenniveau absenken und das Renteneintrittsalter erhöhen sollen. Jedoch besteht in der aktuellen Diskussion die Sorge, dass diese Reformen einen drastischen Anstieg der Altersarmut zur Folge haben könnten. Das beantragte Projekt widmet sich daher der Thematik der Altersarmut in Deutschland und insbesondere der Frage, ob und wie diese ökonomisch sinnvoll eingedämmt werden kann.
Dazu sollen zunächst die Determinanten einer steigenden Altersarmut dokumentiert werden. Insbesondere wird untersucht, inwiefern demographische Trends, wie die ungleiche Entwicklung in Lebenserwartungen und der Wandel hin zu weniger steten Familienstrukturen, zusammen mit den institutionellen Rahmenbedingungen der Rentenversicherung eine Verschärfung der Altersarmutsproblematik zur Folge haben. Neue administrative Daten der Deutschen Rentenversicherung erlauben es uns, das Rentenzugangsverhalten und die Einkommenssituation im Alter von Personen mit unterschiedlichen demographischen Charakteristika zu dokumentieren, besondere Risikogruppen herauszuarbeiten und die Frage zu klären, ob unter den derzeitigen demographischen Gegebenheiten die offiziell postulierte Teilhabeäquivalenz nicht durchbrochen wird und in Wahrheit eine regressive Verteilung stattfindet.
Die gewonnenen empirischen Befunde sollen anschließend unter Zuhilfenahme eines strukturellen ökonomischen Entscheidungsmodells unter Unsicherheit interpretiert werden. Dieses Modell ermöglicht eine realistische Abbildung von Einkommensrisiken während des Erwerbslebens und eine differenzierte Berechnung der bei Rentenzugang fälligen Rentenzahlung. Gegenüber bislang vorliegenden Studien ähnlichen Typs beinhaltet es verschiedene methodische Innovationen. Einerseits wird Heterogenität innerhalb einer Kohorte in einer bislang noch nicht gekannten Differenzierung abgebildet, indem Männer, Frauen und Ehepaare getrennt nach Einkommensklassen und Kinderzahl unterscheiden werden. Andererseits erweitert das Modell den gängigen Lebenszyklusansatz um extensive Arbeitsangebotsentscheidungen, die Modellierung von Gesundheit und Erwerbsunfähigkeit sowie Unterschiede in der Lebenserwartung. Das strukturelle Modell soll einerseits dabei helfen, Aussagen über verheiratet Ehepaare zu treffen, die in der Datenstichprobe der Rentenversicherung nicht direkt identifiziert werden können. Andererseits dient es als Grundlage für eine ausführliche Politikanalyse. Dazu wird das Lebenszyklusmodell schlussendlichen in einen allgemeinen Gleichgewichtsrahmen eingebettet, der die Beurteilung von Verteilungs- und Effizienzwirkungen unterschiedlicher Rentenreformen erlaubt, wie beispielsweise eine Erhöhung der Progressivität der Rentenformel und/oder eine Flexibilisierung des Renteneintritts.