Pressekonferenz von Prof. Bofinger und Thomas Haas in Österreich zum Thema „digitaler Euro“
14.11.2023Am 11. Oktober stellten Prof. Dr. Peter Bofinger und Thomas Haas gemeinsam mit Willibald Cernko (CEO Erste Group Bank AG) ein Gutachten zum Thema „digitaler Euro“ im Auftrag der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vor.
Am 11. Oktober stellten Prof. Dr. Peter Bofinger und Thomas Haas gemeinsam mit Willibald Cernko (CEO Erste Group Bank AG) ein Gutachten zum Thema „digitaler Euro“ im Auftrag der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien vor.
Mit dem digitalen Euro möchte die EZB den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit bieten, Zentralbankgeld neben Bargeld zukünftig auch in digitaler Form zu halten und für elektronische Zahlungen zu verwenden. Damit begibt sich die EZB in ein Geschäftsfeld, das bisher rein privat von Banken und Zahlungsdienstleistern betrieben wurde.
Die EZB hat jedoch Schwierigkeiten, klare Use-Cases für den Digitalen Euro zu identifizieren. Aufgrund der Einlagensicherung für Bankeinlagen bis 100.000 € ist die höhere Sicherheit von Forderungen gegenüber der Zentralbank lediglich für hohe digitale Euro Bestände relevant. Da nur begrenzte Guthaben auf digitalen Euro Konten gehalten werden dürfen, ist die Sicherheit begrenzt. Gleichzeitig entstehen durch die doppelte Kontostruktur zusätzliche Informations- und Transaktionskosten.
Für Banken und Zahlungsdienstleister entstehen durch die Schaffung einer parallelen, neuen Zahlungsverkehrsinfrastruktur erhebliche Kosten. Banken sollen die digitalen Euro Konten kostenlos Eröffnen und Führen. Gemeinsam mit den Zahlungsdienstleistern sollen sie außerdem ein breites Dienstleistungsspektrum kostenlos für die Nutzerinnen und Nutzer der digitalen Euro Konten anbieten.
Da der digitale Euro gesetzliches Zahlungsmittel werden soll, wird für den Handel mit wenigen Ausnahmen ein genereller Annahmezwang bei elektronischen Zahlungen gelten. Für diese Zahlungen entstehen dem Handel Kosten in Form von Gebühren an Zahlungsdienstleister. Durch die Verdopplung der Systeme wird sich der Zahlungsverkehr im Aggregat tendenziell verteuern.
Ein großes Risiko ergibt sich auch aus der nicht verbindlichen Obergrenze. Der EZB wäre es so möglich, jederzeit die Grenze nach oben zu setzen oder völlig aufzuheben. Damit könnte es zu deutlich höheren Abflüssen von Einlagen bei Banken kommen, wodurch die Refinanzierung der Banken stärker von der EZB abhängig wird. Ohne Obergrenze bestünde auch ein erhöhtes Risiko von „digitalen Bank-Runs“, die erhebliche Risiken für die Finanzstabilität bergen
Trotz der Kritik am Projekt des Digitalen Euro soll ein wichtiger Punkt nicht unerwähnt werden: Gegenwärtig ist der europäische Zahlungsverkehr stark abhängig von wenigen großen US-amerikanischen Zahlungsplattformen. Eine europäische Alternative im Zahlungsverkehr könnte deshalb die monetäre Souveränität Europas und den Wettbewerb im europäischen Zahlungsverkehr sichern. Die European Payments Initiative versucht derzeit, ein solches System für ganz Europa zu entwickeln und scheint eine vielversprechende und unterstützenswerte Alternative mit einem Verbreitungsbereich in ganz Europa darzustellen.
Das ausführliche Gutachten kann kostenlos heruntergeladen werden.