Projekt: Breitenwirksame Aufklärung und zielgruppenbezogene Information zu Voraussetzungen, Möglichkeiten und Maßnahmen für eine verstärkte nachhaltigkeitsorientierte Beschaffung im öffentlichen Sektor mit Schwerpunkt nachwachsende Rohstoffe
Laufzeit: 01.10.2024 – 30.09.2026
Es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Industriebetriebslehre (Prof. Dr. Bogaschewsky) und des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Externe Unternehmensrechnung (Prof. Dr. Franke).
Ausgangslage
Eine in ökologischer und sozialer Hinsicht verstärkt nachhaltigkeitsbezogene Ausrichtung der öffentlichen Beschaffung ist heute aus diversen Gründen von hervorgehobener Bedeutung und dringlich. Der fortschreitende Klimawandel ist sehr besorgniserregend und eine zunehmend kritisch werdende Knappheit an nicht nachwachsenden teilweise aber auch an regenerativen Ressourcen bedingt durch politische und gesundheitsbezogene Krisen sowie geopolitische Strategien erschwert die Situation zusätzlich. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie das Bundesministerium für Bildung und Forschung konstatieren in ihrem gemeinsamen Bericht zur „Bioökonomie in Deutschland“ zu Recht, dass sich unsere Wirtschafts- und Lebensweise grundlegend ändern müsse und einer Bioökonomie als nachhaltiges Wirtschaftskonzept Vorrang einzuräumen sei, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Aufgrund des erheblichen jährlichen Beschaffungsvolumens des öffentlichen Sektors in Deutschland von rund 500 Milliarden Euro und dem damit verbundenen Nachfragehebel sowie der geforderten diesbezüglichen Vorbildfunktion kommt der öffentlichen Hand eine besondere Rolle in diesem Zusammenhang zu. Wesentliche Einflüsse, die auch den öffentlichen Sektor maßgeblich beeinflussen werden, ergeben sich insbesondere durch Auswirkungen auf die Anbieterseite durch das bereits am 1.1.2023 in Kraft getretene Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sowie den geplanten EU Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM), den in Vorbereitung befindlichen EU Supply Chain Act (CSDDD) sowie die nicht-finanziellen, nachhaltigkeitsbezogenen Berichterstattungspflichten (CSRD). In Verbindung mit zu erwartenden, krisenbedingt weiterhin gegebenen Lieferengpässen und Verknappungen, insbesondere bei internationalen Wertketten, ergeben sich neue Chancen für eine nationale sowie europaweite Bioökonomie. Da die öffentlichen Auftraggeber hierauf bisher unzureichend vorbereitet erscheinen, ist ein erhöhter und dringlicher Aufklärungs- und Informationsbedarf anzunehmen.
Ziel:
Das Vorhaben zielt ab auf eine verstärkte Sensibilisierung und Information der Entscheidungstragenden in Organisationen, die öffentlichen Beschaffungs-, Ausschreibungs- bzw. Vergaberegulierungen unterliegen sowie einen intensivierten und in der Breite angelegten Dialog mit diesen und den weiteren Stakeholdern, also der Gesellschaft sowie mit der Anbieterseite.
Das Projekt ist als grundlegendes Praxisvorhaben ausgelegt. Die übergeordnete Zielsetzung des bestehenden Förderprogrammes, auf der das Vorhaben aufsetzt, besteht in einer nachhaltigen Entwicklung einer Bioökonomie, unter anderem durch die Entwicklung von in der Praxis besonders gut umsetzbaren Nachhaltigkeitskonzepten und -maßnahmen sowie eines gesamtgesellschaftlichen Dialogs zu den Potenzialen einer nachhaltigen Bioökonomie. Das Projekt leistet über Webinare und Workshops einen wichtigen Beitrag im Zuge der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, indem die beteiligten Akteure u.a. für die Bedeutung nachwachsender Rohstoffe als Schlüssel zum nachhaltigen Wirtschaften sensibilisiert werden.
Inhalt:
Der angenommene Aufklärungs- und Informationsbedarf öffentlicher Auftraggeber bezieht sich insbesondere auf rechtliche, marktliche und prozessbezogene Aspekte der öffentlichen Beschaffung. Dieser wird in einer breit angelegten, großzahligen Survey-Befragung erhoben sowie analysiert und erfüllt eine zusätzliche Sensibilisierungs-Funktion der Befragten hinsichtlich nachhaltiger öffentlicher Beschaffung (Arbeitspaket 1). Auf der Basis der gewonnen Erkenntnisse werden themenspezifische Webinare und Workshops auch in Präsenz durchgeführt, um die Interessierten nicht nur zu informieren, sondern einen weiterführenden, direkten Erfahrungsaustausch zu ermöglichen. Über Themengruppen im Verwaltungs- und Beschaffernetzwerk (www.vubn.de) werden zusätzliche Informations- und Austauschmöglichkeiten geschaffen. (Arbeitspaket 2).
Im Rahmen verhaltenswissenschaftlich fundierter empirischer Befragungen wird untersucht, wie Beschaffende auf unterschiedlich ausgeprägte bzw. dargebotene nachhaltigkeitsbezogene Informationen reagieren. Damit wird ein Beitrag dazu geliefert werden, dass die Beschaffenden – bspw. bei Bestellungen aus Produktsortimenten oder Katalogen bzw. Web-Plattformen – sich verstärkt für ökologisch und/oder sozial nachhaltige Produkte, idealerweise aus nachwachsenden Rohstoffen, entscheiden (Arbeitspaket 3).
Studienergebnisse:
Die Befragungen der Arbeitspakete 1 und 3 werden ab 2024 regelmäßig durchgeführt. Ergebnisse können hier zeitnah abgerufen werden.
Ansprechpartner*innen:
Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky (Arbeitspakete 1 und 2)
Prof. Dr. Benedikt Franke (Arbeitspaket 3)
Manuel Pietzko, M. A. (Projektleitung)
Das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) unter dem Förderkennzeichen 2223NR005X gefördert.