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Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät

Wie sich Gerichtsurteile auf Unternehmen auswirken – Einblicke von Prof. Dr. Benedikt Franke

02.04.2024

Rechtliche Dynamik prägt Berichterstattung! Eine Analyse von Gerichtsurteilen zeigt: Das Risiko eines Unternehmens, für fehlerhafte Berichterstattung verklagt zu werden, hängt nicht nur von den bestehenden Gesetzen, sondern auch von der Auslegung dieser Gesetze durch die Gerichte ab.

Prof. Dr. Benedikt Franke
Prof. Dr. Benedikt Franke (Bild: Universität Würzburg)

Rechtliche Dynamik prägt Berichterstattung! Eine Analyse von Gerichtsurteilen zeigt: Das Risiko eines Unternehmens, für fehlerhafte Berichterstattung verklagt zu werden, hängt nicht nur von den bestehenden Gesetzen, sondern auch von der Auslegung dieser Gesetze durch die Gerichte ab. Unternehmen, die Finanzinformationen in ihrer Berichterstattung falsch darstellen, werden mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verklagt, wenn Gerichte in vorherigen Präzedenzfällen bereits höhere Anforderungen für Klagen gegen Unternehmen aufgebaut haben. Das geringere Haftungsrisiko wirkt sich negativ auf die Qualität der Berichterstattung der Unternehmen aus, da die Überwachungsfunktion der Gerichte nachhaltig geschwächt wird.

Das Autorenteam um Benedikt Franke, Allen Huang (HKUST), Reeyarn Li (Universität Paderborn) und Hui Wang (Renmin University of China) untersucht in einer aktuellen Studie 321 Urteile von Berufungsgerichten in den Vereinigten Staaten hinsichtlich der Auslegung von Gesetzen bei der Urteilsfindung. Die Auswertung zeigt, dass die Gerichte hinsichtlich der Auslegung stark variieren und dabei Präzedenzfälle generieren, die die Hürden für eine erfolgreiche Klage gegen Unternehmen erhöhen können. Eine Folge ist, dass bspw. Investoren in manchen Jurisdiktionen einen erhöhten Aufwand und deutlich geringere Erfolgsaussichten beim Beschreiten des Klageweges erwarten müssen. 

Der Kapitalmarkt scheint diese Verbindung zu erkennen. Unternehmen, die vor Gerichten verklagt werden, die hohe Hürden aufbauen, erleben weniger negative Marktreaktionen beim Bekanntwerden einer fehlerhaften Berichterstattung. Die Anleger preisen hier die geringeren Erfolgsaussichten einer Klage oder zumindest die weniger schwerwiegenden Konsequenzen ein.

 Aus Sicht der Unternehmen bedeutet dies, dass die zu erwartenden Kosten im Zusammenhang mit möglichen Rechtsstreitigkeiten sinken. Unternehmen reduzieren daraufhin ihre Investitionen in interne Kontroll- und Compliance-Systeme. Der geringe Aufwand zur Verhinderung von fehlerhafter Berichterstattung geht letztlich mit einer Senkung der Berichtsqualität der Unternehmen einher.

Die Untersuchung unterstreicht die Bedeutung von Präzedenzfällen, in denen Gerichte die bestehenden Gesetze auslegen. Dieser Zusammenhang ist insbesondere bei der aktuell zunehmenden politischen Polarisierung von ansteigender Bedeutung. Urteile verändern das rechtliche Umfeld, in dem Unternehmen agieren, was wiederum deren Handeln beeinflusst.

Das Papier wurde von der Review of Finance zur Veröffentlichung angenommen.

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